Frage

kann man Bewusstsein?

Moderne Beschimpfung

"Go add yourself as a friend on facebook"

..ich weiss dass manche sagen, Streit sei das Salz in der Suppe, aber sind wir nicht alles Puristen?

Schwarz, Weiss und Blau sind keine Farben, sondern Helligkeitsstufen, ausser Blau.

Zwei Geschichten - Nummer Drei

Hermanns Hände hingen kraftlos zu seinen Seiten bis zur Hüfte hinunter, sie waren von gekräuseltem Körperhaar überzogen und kaum muskulös aber man konnte es auch nicht so gut sehen weil Hermann angezogen war.
Kraftlos fand man auch seinen Nacken vor, das Kinn baumelte etwas auf dem obersten Teil seines Brustkorbs. Hermann sah zu Boden.
Gleich kamen sie also und Hermann befingerte die überraschend leichte Eisenummantelung an seinem Hals. Davon wurde er wütend; um das Gefühl wieder loszuwerden - er brauchte jetzt einen klaren Kopf - kickte er mit höchstmöglichem Kraftaufwand in einen Stein, wodurch er dummerweise etwas nach vorne kippte und der Metallring zog sich schmerzhaft vor seinem Adamsapfel zusammen und gleich würden sie also kommen.
War es denn so schlimm gewesen? Was er gemacht hatte? Hermann redete sich seit Jahren ein, dass er nur Opfer des Justizsystems war und eigentlich gar nicht bestraft werden sollte aber das war dumm, so schmerzte ihn der bevorstehende Tod jetzt schon fest.
Das Gitter schwang kreischend auf und Hermann verhielt sich auch so. Ein übergewichtiger Wärter mit Halbglatze und Stoppelbart riss ihm hastig das Gefängnis vom Hals, es fühlte sich befreiend an. Der Wärter dachte nur an seine Frau, sie waren erst knapp ein halbes Jahr verheiratet, das war schön gewesen damals, aber die Gefühle waren immer noch da jetzt. Wenn er diesen Hermann sicher auf den E-Stuhl (scherzhaft unter Wächtern) geschnallt hatte, erhielt er bereits den nächsten Monatslohn, es wurde ganz gut gezahlt.
Endlich konnte er sich einen neuen Rasierapparat kaufen, das konnte sich ja so nicht sehen lassen.
Sie liefen los, der Wärter klemmte Hermanns dünne Arme fest in eine seiner wulstigen Fäuste, es durfte jetzt Nichts schieflaufen. Vor dem E-Stuhl-Raum wartete Vernon, der beschäftigte sich aber eigentlich gar nicht mit der Öffnungs- und Schliessmechanik des Todestrakts sondern mit Vorstellungen von Geschlechtsverkehr mit seinem Hund, Vernon war geistesgestört.
Der Henker hiess, obwohl er noch nie jemanden gehängt hatte, Hans. Der Voltregler hinter dem E-Panzerglas war sein bester Freund, nun, so muss man ja fast sein, als Hans, Henker.

Bedhead Downlight

Im Dorf hatte sich ein Vorfall ereignet, über den die Bewohner desselben zugleich bestürzt und -schämt waren. Der Metzger, einer aus ihrer Mitte, nicht so ein dahergelaufener Fatzke, schied durch eigene Hand aus ihrem Kreis. Von der hohen Brücke war er gesprungen und der Polizist hatte ihn persönlich, in zivil gewiss, entdeckt, wie er da so trieb, den Kopf nach unten wie ein Stück Treibholz und die schulterlangen, normalerweise zusammengebundenen Haare trieben in alle Richtungen und bildeten einen, na ja, Haarteppich.
So erzählte es auf alle Fälle der Polizist vor der wissbegierigen Gaffermenge. Eine alte Frau schwang hysterisch ihren Gehstock als wollte sie eine Figur aus der Luft schnitzen. Kraftvollen Wortes verwies sie den toten Metzger, oder seine Seele, in die Hölle, so sei das mit Selbstmördern nun mal und auf alle Fälle, nein auf keinen Fall durfte sein durchtränkter Leichnam neben all den ehrhaft im Krieg, an Alter oder Krankheit Verschiedenen begraben werden.
Na ja aber wo denn sonst, warf der sonst so selbstsichere Bürgermeister zitternd ein, der im Metzger einen Stammtischfreund verloren hatte und dafür erntete er zustimmendes Gemurmel. Der Bauer, der mit den Kartoffeln, der andere war nicht da, der laberte jedenfalls scherzhaft, dass sein Kartoffelfeld nicht zur Verfügung stand aber bemerkte sofort, dass es noch zu früh war um Witze zu reissen, er trat einen Schritt zurück.
Der Lehrer konnte nun nicht mehr seine Lippen zusammenpressen wie er es schon die ganze Zeit über getan hatte und schwang eine kurze Rede, stets mit dem Zeigefinger der linken Hand in der Luftsuppe rührend und er versuchte allen klarzumachen dass es kein Problem darstellte, den armen Metzger im Friedhof zu begraben.
Auch der Pfarrer stimmte ihm zu, schliesslich sei der Körper nur eine Hülle aber das mit der Hölle, ja, das war klar.
Die alte Dame hatte heute ihren streitsüchtigen Tag, man munkelte etwas von Vollmond, sie konnte sich also gewiss nicht zufrieden geben. Wenn der Pfarrer das also sage, gut es leuchte ihr ein, meinte sie, aber sie fordere noch Bestrafung. Was denn der Herr Richter dazu meinte.
Dass es nichts und niemanden zu bestrafen gäbe, murmelte der Richter, der sich bis jetzt noch nicht zu Wort gemeldet hatte, er war ein schweigsamer Mann, wahrscheinlich sind das alle guten Richter.
Die Dame bekam rote Striemen auf der Stirn, natürlich gäbe es jemanden zu bestrafen, das gibt es immer, man bringt sich doch nicht einfach um, oder? Man murmelte.
Sie verlange Aufklärung der Hintergründe des Metzger-Falles, gab sie bekannt.
Der Polizist kämpfte mit den Tränen, als plötzlich der Bäcker nach vorne trat. Seine Augen sagten nichts aus, sie starrten nur noch auf die bebende Dame mit dem Gehstock, als er des Polizisten Wffe aus dem Halfter zog und wortlos abdrückte, niemand sagte etwas, jemand unterdrückte einen leisen Schrei.
Der Metzger wurde bestattet, mit Zeremonie und die Tränen seiner Freunde tränkten die Grabblumen. Niemand weiss genau, was mit der Dame geschah, wahrscheinlich wurde sie in den Fluss geworfen, kein Bewohner sprach je über diese Ereignisse, der Bürgermeister hatte die Papiere der nie gelebt habenden Frau in seinem Privatkamin verbrannt.

Zwei Geschichten - Nummer Zwei

Nicht Reclam

R.K. war Kritiker. Ein ganz Guter eigentlich, vor allem seine Meinung zu Büchern russischer Autoren war gefragt, bei Gross und Klein aber vor allem bei Klein.
R.K. musste dann, wie eigentlich fast jeden Tag, ein neues Buch lesen und bewerten, fachkundig. Es ging darin (geschrieben hatte es der grossartige Raivan Kamarov) um einen Buchkritiker, der ein Werk ganz toll fand aber es einfach nicht übers Herz brachte, dazu eine günstige Kritik zu verfassen, weil er selbst Autor war, eben, und vielleicht versteckt ziemlich neidisch auf den Autor des Buches, welches er zu kritisieren hatte.
R.K. mochte das Buch und lobte es im Fachmagazin für russische Postmoderne ausserordentlich.

Zwei Geschichten - Nummer Eins

Gute Ideen

Es war irgendwie zu warm hier.
An der Heizung lag es nicht, er hatte eben nachgesehen, in Ordnung, sogar noch ein Bisschen runtergedreht hatte er sie, aber nicht dass es auch nötig gewesen wäre.
Vor dem gar nicht dicken Fensterglas führten unzählige aber zählbare Schneeflocken einen gekonnten Walzer auf.
Die edel gekleidete Dame mit Korsett, die auf dem Sofa, musterte seine Unsicherheit. "Es kommt also aus dir selbst", gab sie kund, knöchelknetend und knacksend, gar nicht so, wie man es von einer edel gekleideten Dame erwartete.
"Ja. Aus mir selbst!", sagte er. Doch eigentlich war er nicht zufrieden damit, schliesslich glich seine Gefühlswelt zurzeit eher einer Eiswüste denn der Tuareg Heimat.
"Du weisst schon", murmelte die Dame abschliessend, "dass die Skala der Heizung nicht stimmt. Ich habe sie einmal mit Deckweiss übermalt und dann neu eingezeichnet. Wir pressen gerade jetzt etwa dreiundfünfzig Grad Celsius in den Raum."
"Ach so", lachte er. Es war also doch die Heizung gewesen.

sechs

es geht weiter,
wie es nie
aufgehört hat und
man beklagt sich,
es sei Zeit für einen
Wechsel
man feiert
keine Feste. Ruht in
Frieden, Mitbürger.

Expedition


EINEN BERG

erklimmen,

besteigen,

bezwingern,

verkleiden,

vermessen,

vergessen,

entscheiden.

Hundertundeins

Sein Onkel zog tief an der Pfeife und saugte dem Streichholz seinen Funken aus den Fasern. Erleichtert paffte er dann einen lauen Schwall Rauch aus und starrte an die Decke. "Ich wiederhole mich ungern!", murmelte sein Neffe, Piercing, dann ungeduldig.
Der Onkel, Schwur, murmelte ebenfalls undeutlich einige Worte und bewegte sich schnellen Schrittes zur wohlriechenden Holzkommode im Eck des Raumes. Gemächlich zog Schwur eine Schublade auf, die dritte von oben, und zog ein vergilbtes Stück Papier heraus. "Da! Nimm!"
Piercing langte gierig nach dem Fetzen und betrachtete ihn argwöhnisch.
"In Ordnung!", meldete er dann bestimmt an, "du kannst deine Schuld als beglichen betrachten."
Und er lief, nein sprang, nein tanzte regelrecht aus dem Hauss und liess Schwur alleine, lächelnd, zurück.
Piercing freute sich, endlich hatte er das Rezept erhalten, nach welchem ihn so lange gedürstet. Die Sauce, die Sauce, die er als Kind immer vorgesetzt bekommen hatte, zu Nudeln und Salat und Kartoffeln, Reis und Fisch, der konnte sich nun an ihr rächen!
"Was für ein glücklicher Zufall, dass gerade dein Onkel derjenige war, oder?", lachte sein Freund Strom. Piercing nickte gemein.
"Ich habe mein Bein geopfert aber ich bin klaren Verstandes, wie immer."
Strom besorgte seinem Freund alles, was auf der Liste stand. Und dann standen sie in der Küche. "Hiervon noch etwas und davon", brabbelte Piercing und schmiss Prisen verschiedenster Gewürze in die braun-rötliche Suppe. Nach etwa einer halben Stunde schloss er zufrieden. "Nun, mein Freund, lass uns kosten!"
Einschub:
Dem Onkel, Schwur, war beim letzten Schützenfest ein unglückliches Malheur geschehen: Ein Schuss hatte sich versehentlich vom Gewehr gelöst und dem tanzenden Piercing die linke Kniescheibe zertrümmert. Deshalb auch das ganze Getue.
Einschub Ende.
"Ich habe sie so sehr geliebt, dass ich sie hasste!", schrie P. und warf den ganzen Kochtopf aus dem Fenster, auf die Strasse. "Sie hat mir nichts gegeben, mich nie umarmt, auch wenn sie das ja gar nicht konnte!"
Er warf den Kochlöffel wie zur gemeinschaft für den Topf.
"Und dafür soll sie büssen! Ich kann sie nur so bestrafen, nur so!"
Er sprang hinterher, es war nicht so hoch und er landete mitten im Tümpel, den die auslaufende Sauce gebildet hatte. Spritzer. Dann begann P., alles überiggebliebene vom Asphalt aufzulecken. Schüsse sollten sich öfter lösen.

kausaler Schluss

fullfill
vollfüllen
erfüllen
voll-er
er-voll
Erfolg

transitiv

Ich will nun ein transitiv-Experiment starten.
transitive Verben sind Verben, die ein Akkusativ-Objekt verlangen (WEN sehen / WEN töten / ...) und ich mag sie ganz gern.
Nun gibt es aber auch andere Verben, die kein Akkusativ-Objekt brauchen, die nennt man intransitiv.
Das Experiment besteht nun darin, intransitive Verben als transitive anzusehen und ihre neu erhaltene Bedeutung zu beschreiben. Ein Beispiel:

verzweifeln, transitiv:
jemanden so lange mit Selbstzweifeln eindecken, bis er daran zerbricht.
"pass nur auf, er verzweifelt dich noch!"

welche Verben eignen sich noch?


...ich sollte mir wahrscheinlich ernsthaft Sorgen machen.

in Weiss

Johannes mochte nur Dinge, die zählbar waren. Er liebte den Geschmack von Äpfeln aber deren Saft liess er unberührt stehen; man kann ja schliesslich nicht vier Apfelsaft trinken. Vier Äpfel liessen sich indes höchsten Genusses problemlos verspeisen.
Am anderen Ende des Dorfes lebte Carla, sie war eine sehr ruhige Person, sagte nur dann etwas, wenn sie musste und flüsterte ihrem Kanarienvogel, der lustigerweise Johannes hiess, Schlaflieder zu, um nicht verrückt zu werden; genau deshalb schaute man sie in Gesellschaft mit hochgezogenen Augenbrauen an, es war verzwickt.
Johannes kannte Carla etwas, er mochte sie ganz doll, denn sie war zählbar: eine Carla.
Carla wusste nicht, wie sie reagieren sollte, als ihr ein Brief zugestellt wurde. "Ich mag dich". Und etwas weiter unten. "Von Johannes". Und noch etwas tiefer. "Das waren fünf Worte".
Carla war nun, wie gesagt, hilflos, fand sich nicht zurecht. Deshalb suchte sie einen Polizisten. Dieser konsultierte achselzuckend seine Aktenmappe, die auf dem Rücksitz seines Polizeiwagens lag; dann verliebte er sich in Carla und sie heirateten im März.
Johannes machte das gar nicht so traurig, wei man sich vielleicht jetzt denkt, es war ja zum Glück genau eine Hochzeit. Mit sechsundfünfzig Gästen. Zwei Torten. Hundertundvier Blumen. Und null Morden.

und noch einmal

SCHADEN

ersatz

freude

freudeersatz

freudeschadenersatz !

falsch verstanden

ein Sprachspiel.

unter Drogen
...ist gleich der Boden

in Gewahrsam
...findet sich zum Beispiel ahrs

von Herzen
...hören Medici viel

die Kinder

früher redeten Kinder noch so miteinander:
"Spielen wir Räuber und Polizei?"
"Au ja!"

Heute ist es seltsam, man hört sie nämlich so:
"Komm, wir stellen Autoritäten in Frage!"
"Wann?"

Vorteile der Pension

"Gibt es in deinem Leben schon Abschnitte, kleiner Freund?", schmatzte der ältere Herr, ohne dem Kind, das sich, müde vom Spielen auf dem gleich dahinter gelegenen Platz, neben ihn gesetzt hatte, den Kopf zuzuwenden.
"Ich verstehe nicht, was du sagst!", lachte das Kind, "aber es klingt lustig."
Der alte Mann mildlächelte und wollte ansetzen, seinem neuen Freund zu erklären, dass es keine Einheit gibt. Jeder Abschnitt eines scheinbar Ganzen ist wieder geteilt und diese Abschnitte sind dann selbst nur wieder zusammengesetzt. So irgendetwas hatte er erzählen wollen.
Das Kind hatte ein paar Steine vom Boden aufgeklaubt, nun ganz schmutzige Fingernägel, und es warf sie nach einer Wurzel, immer ganz heimlich und leise jubelnd wenn es sie traf.
Etwas traurig stand der alte Mann auf und klopfte den Staub auf seinem Mantel ab.
"Wohin gehst du? Musst du schon nach Hause?", fragte das Kind und hielt inne, die Steinchen zu werfen.
"Ja", nuschelte der Mensch, "mir fällt keine Metapher ein, das ist ein Zeichen, mein Kleines!"
Er lief gemächlich die Strassen entlang, liess sich die Sommersonnenstrahlen auf das Gesicht prasseln und trat zuversichtlich in das Polizeigebäude. Dort gab er ein Verbrechen zu, für das er nie bestraft worden war.
Und für diejenigen, die es interessiert: Das Kind war fälschlicherweise ein Mädchen.