Zwei Geschichten - Nummer Drei

Hermanns Hände hingen kraftlos zu seinen Seiten bis zur Hüfte hinunter, sie waren von gekräuseltem Körperhaar überzogen und kaum muskulös aber man konnte es auch nicht so gut sehen weil Hermann angezogen war.
Kraftlos fand man auch seinen Nacken vor, das Kinn baumelte etwas auf dem obersten Teil seines Brustkorbs. Hermann sah zu Boden.
Gleich kamen sie also und Hermann befingerte die überraschend leichte Eisenummantelung an seinem Hals. Davon wurde er wütend; um das Gefühl wieder loszuwerden - er brauchte jetzt einen klaren Kopf - kickte er mit höchstmöglichem Kraftaufwand in einen Stein, wodurch er dummerweise etwas nach vorne kippte und der Metallring zog sich schmerzhaft vor seinem Adamsapfel zusammen und gleich würden sie also kommen.
War es denn so schlimm gewesen? Was er gemacht hatte? Hermann redete sich seit Jahren ein, dass er nur Opfer des Justizsystems war und eigentlich gar nicht bestraft werden sollte aber das war dumm, so schmerzte ihn der bevorstehende Tod jetzt schon fest.
Das Gitter schwang kreischend auf und Hermann verhielt sich auch so. Ein übergewichtiger Wärter mit Halbglatze und Stoppelbart riss ihm hastig das Gefängnis vom Hals, es fühlte sich befreiend an. Der Wärter dachte nur an seine Frau, sie waren erst knapp ein halbes Jahr verheiratet, das war schön gewesen damals, aber die Gefühle waren immer noch da jetzt. Wenn er diesen Hermann sicher auf den E-Stuhl (scherzhaft unter Wächtern) geschnallt hatte, erhielt er bereits den nächsten Monatslohn, es wurde ganz gut gezahlt.
Endlich konnte er sich einen neuen Rasierapparat kaufen, das konnte sich ja so nicht sehen lassen.
Sie liefen los, der Wärter klemmte Hermanns dünne Arme fest in eine seiner wulstigen Fäuste, es durfte jetzt Nichts schieflaufen. Vor dem E-Stuhl-Raum wartete Vernon, der beschäftigte sich aber eigentlich gar nicht mit der Öffnungs- und Schliessmechanik des Todestrakts sondern mit Vorstellungen von Geschlechtsverkehr mit seinem Hund, Vernon war geistesgestört.
Der Henker hiess, obwohl er noch nie jemanden gehängt hatte, Hans. Der Voltregler hinter dem E-Panzerglas war sein bester Freund, nun, so muss man ja fast sein, als Hans, Henker.