Der berühmte Schriftsteller, von Zeitungen aller Art gefeiert und in den Himmel geworfen, begleitet von ekstatischem Jauchzen, hatte ein Problem.
Die wichtigste Frau im Leben eines schaffsamen Poeten ist, auch wenns viele nicht glauben mögen, seine Muse. Bekanntlich sind Musen schwierig zu halten; sie sind zwar nicht heikel im Bezug auf Auslauf oder Fellpflege aber sie verlangen Abwechslung.
Der berühmte Schriftsteller sass mit seinem älteren, von ihm respektierten Bruder und einem nahen Bekannten am Mittagstisch und alle hatten sie ein Glas Bier vor sich stehen, der Schaum war schon eingefallen.
"Damit einem die Muse, und möge sie noch so gut sein, auch hochwertige Inspiration zukommen lässt, muss man ihr hungriges Maul mit Veränderungen stopfen", begann der Schriftsteller seinen Vortrag.
Des älteren Bruders Stirn legte sich in Falten, offensichtlich brauchte es noch einiges an Überzeugungsarbeit.
"Lieber Freund, willst du denn schon wieder umziehen? Ist es das, was du sagen willst?", warf dann der nahe Bekannte ein, er war etwas verunsichert.
"Keineswegs. Das wäre ja des Guten beinahe zuviel!"
Poetisches Lachen.
"Aber ich will Dinge verändern. Bemalen. Abreissen und neu aufbauen."
"Bruder, du kippst ins Illegale! Das darf Kunst nicht."
"Ich verdiene genug."
"Hör auf deinen Freund. Umgebungswechsel ist doch einiges einfacher."
"Grosse Künstler sind nicht einfach."
Irgendwie merkten sie alle, dass das Gespräch beendet war, tranken den Rest Bier aus den Gläsern, verliessen den Saal ohne zu zahlen aber niemand wagte es, sie darauf hinzuweisen.