Staatliches Verteidigungsbudget

Der Saal war am frühen Nachmittag bestuhlt worden, jetzt standen sie da, stramm wie eine Armee; die Stühle.
Überzogen mit dunklem, grünen Samt, damit es etwas weicher ist, stehen sie Stuhlbein an Stuhlbein, Reihe hinter Reihe und Block bei Block.
Noch weiss der Abwart, Holger, nicht, was aufgeführt werden soll. Er musste nur die grünsamtigen Plastiksoldaten formieren. Irgendetwas mit Musik, aber nicht wild, soll es sein aber Holger interessierte sich nicht mehr für das Programm seines Saals seit er mal aus Versehen in die Jahresversammlung des Ostdeutschen Weinbergschneckensammlerverbandes geraten war; das war schleichend langweilig gewesen  und raus konnte er da ja nicht einfach so; was hätte das für einen Eindruck gemacht?
Holger besah seine fertige Arbeit. Die sahen bereit für die Invasion Frankreichs aus, diese Reihen und Blöcke.
Ein Mann trat ein, in schwarzem Anzug, Kravatte etwas verspielt, und schritt festen Ganges auf Holger zu. Räuspernd tippte er ihm auf die Schulter.
"Was denken sie sich, Abwart? Wie stehen die Winde?"
Holger drehte sich überrascht um. "Veranstalten sie das Ganze hier?"
Ein Lächeln, zuckend, gab ihm weise Antwort. "Wer kann das schon, Abwart? Veranstalten? Wer soll das können, einen Krieg planen? Der hat eine ganz eigene Dynamik. Da spielt die Schuhbändellänge eines Batallionkoches die selbe Rolle, gleich wichtig, wie die verwinkeltste taktischen Fallen des Generals i.D. Nicht wahr, Abwart? Wir sind alle ein Zahnrad. Und ein Lippenrad."
"Sie kippen ins Absurde, Major", schrie Holger aufgeregt.
"Die Gegner sind absurd! Nichts ergibt Sinn!"
"Wen bekämpfen wir, die Stühle, was marschiert auf gegen uns?" Holger war den Tränen nahe. Die Anspannung vernebelte ihm feucht die Lider.
"Sie sind es! Sie, die uns erschaffen. Jetzt, fortlaufend, gehend..." Er schluckte. "Tippend."
"Die Stehenden", hauchte Holger.
"Sie werden sitzen."
Der Major schwang sein Zepter gegen die erste Schwadro