Der Abend, eigentlich schon der ganze Tag, lähmte ihn.
Es fühlte sich immer wieder und wieder so an: Las er sich durch die neuste Ausgabe seines sehr langweiligen Anwaltsmagazins, verging die Zeit langsam. Ebenso, wenn er etwas kochte, was hiess, eine Entität aus dem Gefrierfach in den Backofen zu verschieben.
Ebenso, wenn er Freude hatte, da krochen die Sekunden über sein Gesicht wie Blutegel.
Ebenso, wenn er verträumt den Mond betrachtete und in Gedanken versunken über die Wirklichkeit sinnierte, da verging praktisch keine vierte Dimension.
Nur am Abend, wenn er dasass, gar dalag und an die Decke starrte.
Dann hörte er es, das Ticken. Das dumpfe Einrasten des Zahnrades des Zeigers der Sekunden der Uhr, die neben seinem Bett stand.
Je mehr er sich auf das Geräusch konzentrierte, desto mehr verkürzte sich der Ruheraum zwischen den Luftturbulenzen.
Er konnte es nicht fassen - Die Zeit entglitt ihm wie weiches Wasser, das durch Fingerritzen tropft. Es war ihm, als stand er in der Dusche, nackt aber unschmutzig. Und die Zeit, die Zeit war das Wasser, das er gewohnterweise nur auf sich tröpfeln liess.
Nun, es kam ihm also vor, als konnte er nichts dagegen tun, dass seine Hand den Wasserstrahlstärkeregler ergriff und zog, immer weiter zu sich riss, bis er aus der Wand sprang und das feine Tröpfeln zu einem wuchtigen Wasserfall der Zeit wurde und poplige Möchtegernmetapher.