Reinlich - Postskriptum

Das Problem ist doch, wie eigentlich immer, die Sprache. Sie lässt zu, dass sich die verfluchte Spirale immer tiefer in den weichen Erdboden der Hirnmasse dreht.

So geht's:
Benennt man etwas nicht sondern umschreibt es irgendwie oder fühlt es nur, dann ist es zu vage, um davor wieder Angst zu haben. Also Mysophobie, ok, und eine diffuse Angst vor der Mysophobie, ok. Aber sobald "Metangst" ins Spiel kommt, haben wir wieder einen Gegenstand, etwas, woran wir uns festhalten und Angst davor haben können.

Angst vor der Metangst. Das klingt ja schon krass.

Aber man stelle sich vor, dieses ganze Konzept kriegt einen Namen, irgendwie Hypermetangst oder so.

Dann kann man auch davor wieder Angst kriegen.



Wir sollten Dinge nicht benennen.

Reinlich

Etwas ist ihm aufgefallen, gestern, als er, kurz vor dem Nachtessen, nochmals die Hände wusch. Schliesslich hatte er noch die Katze gestreichelt und da wäscht man die Hände. Aber aufgefallen ist ihm seine Angst.
Nicht die Angst vor Keimen, Bakterien und Schmutz in den Hautrillen, das wäre therapierbare Mysophobie, nein, es war die Angst, Mysophobie zu bekommen.
Jedes mal, wenn der die Hände wusch, wusch er sie mit dem Hintergedanken einer klugen Begründung, weshalb er das jetzt tat, nur um zu versichern, dass es auch wirklich kein Zwang war. Leider wird das selbst zum Zwang.
Sein Psychoanalytiker wird ihm den Begriff Metangst unter die Nase halten und er wird sich daran gewöhnen.