(1) "Die Welt ist eine Ansammlung von Leitungen und deren Füllung." Ohne die Reaktion ihres Gegenübers abzuwarten, schloss sie die Augen. "Strom, Wasser, Abluft, Information."
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(2) Phänomen nicht zur Theorie." Sie blieb ihrem Gegenüber die Auflösung schuldig, doch auf dem Heimweg dachte sie immer wieder: Gedanken.
(3) "Das ist nur der Anfang!" Menschen in S-Bahnen seien auch ein Beispiel. Auch Firmen hätten eine Leitung und eine Füllung. Immer gehe es nur darum, etwas von Ort S nach Ort Z zu bewegen.
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(4) "Gespräche transportieren Gedanken von Mensch zu Mensch, Essen Energie von der Sonne ins Herz." Sie sah plötzlich sehr ernst aus. "Nur etwas ist mir nicht klar. In ganz Europa passt nur ein einziges
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Warholz
Das ist die Geschichte von M. und V.
Beide wuchsen in der neusten Zeit auf und hatten wie viele ihrer Freundinnen und Freunde dasselbe Ziel: Viel Aufmerksamkeit zu erzeugen.
M. wählte einen spannenden Weg, der Plan von langen Fingern gesponnen, sorgfältig gewoben. Er schrieb seinem Lokalblatt einen Brief, mit Kugelschreiber, dass er ein ganz spannender Typ sei. Er habe nämlich kein Handy und lebe sehr analog. Die fanden das natürlich mega spannend und interviewten ihn bei einem Cappucino mit sanftem Kopfnicken. M., der ausgefuchste Mensch, hatte aber natürlich ein Smartphone, auf dem hatte er gar das Briefpapier bestellt, eiskalt, und er stellte eine Freundin an, die ihn beim Nutzen ebendieses Geräts filmen und das Video an die Zeitung zustellen sollte. Dann kamen, das ist ja typisch für unsere Gesellschaft, nicht Ächtung und Auslachen, sondern die fünf Minuten Ruhm in Form von gehässigen Onlinekommentaren und einer kurzen Meldung bei "Vermischtes" in der Schweizer Illustrierten. M. war stolz auf diese Aufmerksamkeit, er schrieb, denn er hatte am Papier Gefallen gefunden, in sein Tagebuch: "Heute bin ich wer."
V. hatte einen anderen Plan: Er platzierte Werbung auf einem so mittel interessanten Blog.
Beide wuchsen in der neusten Zeit auf und hatten wie viele ihrer Freundinnen und Freunde dasselbe Ziel: Viel Aufmerksamkeit zu erzeugen.
M. wählte einen spannenden Weg, der Plan von langen Fingern gesponnen, sorgfältig gewoben. Er schrieb seinem Lokalblatt einen Brief, mit Kugelschreiber, dass er ein ganz spannender Typ sei. Er habe nämlich kein Handy und lebe sehr analog. Die fanden das natürlich mega spannend und interviewten ihn bei einem Cappucino mit sanftem Kopfnicken. M., der ausgefuchste Mensch, hatte aber natürlich ein Smartphone, auf dem hatte er gar das Briefpapier bestellt, eiskalt, und er stellte eine Freundin an, die ihn beim Nutzen ebendieses Geräts filmen und das Video an die Zeitung zustellen sollte. Dann kamen, das ist ja typisch für unsere Gesellschaft, nicht Ächtung und Auslachen, sondern die fünf Minuten Ruhm in Form von gehässigen Onlinekommentaren und einer kurzen Meldung bei "Vermischtes" in der Schweizer Illustrierten. M. war stolz auf diese Aufmerksamkeit, er schrieb, denn er hatte am Papier Gefallen gefunden, in sein Tagebuch: "Heute bin ich wer."
V. hatte einen anderen Plan: Er platzierte Werbung auf einem so mittel interessanten Blog.
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informieren,
schreien,
wählen
Tote Zellen
Ihr Haar wuchs gut und stark. Sie hatte so viele Ideen für Frisuren. Mal die Strähnen frech schräg in die Stirn hängen, mal den Zopf über die Schulter baumeln lassen, mal eine unerwartete Farbe einflechten, zu Locken drehen, zu Wellen drehen, zu krachenden Knoten drehen, kurze Stellen, ganz kurze Stellen, mal vielleicht nur die Hälfte schneiden, schulterlang oder nasenlang oder sonstigen Orientierungspunkten entlang.
Jeder mögliche Schnitt ein richtig wichtiger Richtungswechsel, von dem es kein Zurück geben würde. So liess sie die Haare einfach wachsen, was zum Glück auch immer wieder in Mode war.
Jeder mögliche Schnitt ein richtig wichtiger Richtungswechsel, von dem es kein Zurück geben würde. So liess sie die Haare einfach wachsen, was zum Glück auch immer wieder in Mode war.
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entscheiden
Der Aha-Moment
"Eine andere Sprache zu lernen eröffnet euch eine neue Gedankenwelt!"
Zustimmendes Nicken unter den Studierenden.
"Leider lagen mir Worte nie so ganz. Da habe ich eine Abkürzung genommen."
Er zieht den Mundschutz nach unten und setzt das Skalpell am rechten Ohr an.
Zustimmendes Nicken unter den Studierenden.
"Leider lagen mir Worte nie so ganz. Da habe ich eine Abkürzung genommen."
Er zieht den Mundschutz nach unten und setzt das Skalpell am rechten Ohr an.
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denken
Ein Loch hinterlassen
Die Dame mit den nett gekrausten, grauen Haaren war im ganzen Viertel bekannt, nicht nur bei den Kindern, aber besonders bei denen, denn am Wochenende, wenn keine Schule war, spazierte sie stets lächelnd durch das Quartier und verteilte selbst gerollte Joints. Sie fühlte, wie ihre Seele ganz warm wurde, wenn sie die zufrieden kiffenden Kinder sah.
Leider hatte sie keinen sehr zuverlässigen Tritt mehr und so kam es, dass sie eines Nachmittags auf ihrem Balkon stürzte. Niemand hörte sie, ihre Stimme war sehr dumpf und hatte gegen die Herbstböen keine Chance.
Die Kinder begannen bald zu reden, wo sie wohl war, schliesslich war es Samstag und sie sehnten ein High. "Vielleicht ist ihr etwas passiert?", sagte ein Mädchen, sehr klug, aber so richtig hören wollten die anderen Kinder nicht. Vielleicht war heute einfach alles etwas anders.
Als die Dame, mittlerweile Kompost, was die Kinder nicht wussten, auch in der Folgewoche nicht erschien, war die Aufregung schon weniger gross. Dass sie nicht kam, war das neue Normal, ja, so schnell geht das, wenn man nicht aufpasst. Diesesmal dachte das Mädchen nur noch an die Dame, sprach nichts mehr aus.
Der Vater eines der Kinder war Polizist, er ging der Sache nach, als die Dame auch in der dritten Woche nicht auftauchte, sein Sohn sei unerträglich geworden, begründete er sein Interesse am Fall gegenüber dem Vorgesetzten.
Während der Urnenbeisetzung sangen die Kinder ein Lied, das sie in der Schule gelernt hatten, von Snoop Dogg. Das kluge Mädchen hatte seine Gedanken zum Glück vergessen.
Leider hatte sie keinen sehr zuverlässigen Tritt mehr und so kam es, dass sie eines Nachmittags auf ihrem Balkon stürzte. Niemand hörte sie, ihre Stimme war sehr dumpf und hatte gegen die Herbstböen keine Chance.
Die Kinder begannen bald zu reden, wo sie wohl war, schliesslich war es Samstag und sie sehnten ein High. "Vielleicht ist ihr etwas passiert?", sagte ein Mädchen, sehr klug, aber so richtig hören wollten die anderen Kinder nicht. Vielleicht war heute einfach alles etwas anders.
Als die Dame, mittlerweile Kompost, was die Kinder nicht wussten, auch in der Folgewoche nicht erschien, war die Aufregung schon weniger gross. Dass sie nicht kam, war das neue Normal, ja, so schnell geht das, wenn man nicht aufpasst. Diesesmal dachte das Mädchen nur noch an die Dame, sprach nichts mehr aus.
Der Vater eines der Kinder war Polizist, er ging der Sache nach, als die Dame auch in der dritten Woche nicht auftauchte, sein Sohn sei unerträglich geworden, begründete er sein Interesse am Fall gegenüber dem Vorgesetzten.
Während der Urnenbeisetzung sangen die Kinder ein Lied, das sie in der Schule gelernt hatten, von Snoop Dogg. Das kluge Mädchen hatte seine Gedanken zum Glück vergessen.
verben -
frohlocken,
weinen
regenwart OS
Nebel ist, wenn die Grafikkarte der Erde eine Verschnaufpause braucht.
Pest ist, wenn sie mehr Festplattenspeicher braucht.
Peinlich billige Metaphern sind die nutzlosen Programme, die sie dann an der Keynote vorstellen, um das neue Betriebssystem nicht so sinnlos erscheinen zu lassen.
Pest ist, wenn sie mehr Festplattenspeicher braucht.
Peinlich billige Metaphern sind die nutzlosen Programme, die sie dann an der Keynote vorstellen, um das neue Betriebssystem nicht so sinnlos erscheinen zu lassen.
verben -
urbanen
Tatort
DIE
KATZE
RUFT
SICHER
NUR
HUNGER
TAT
SÄCHLICH
EINE
LEICHE
ODER
FAST
WÄR
NOCH
ZU
RETTEN
GEWESEN
:(
KATZE
RUFT
SICHER
NUR
HUNGER
TAT
SÄCHLICH
EINE
LEICHE
ODER
FAST
WÄR
NOCH
ZU
RETTEN
GEWESEN
:(
verben -
Atem anhalten,
gruseln
Ohne Naturwissenschaft
Immer wenn sie über Kunst nachdachten, kamen die sechs zum selben Ergebnis.
"Die eine Gerade sinkt steil", sagte dann jeweils Frau Naht. "Je besser es uns geht, desto weniger Lehm liegt in unseren Händen, um Geschichten zu formen."
Herr Axt ergänzte dann jeweils: "Die andere Gerade steigt steil." Seine Nase sah müde aus. "Je schlechter es uns geht, desto weniger denken wir überhaupt an Kunst."
"Ja, ja, die Miete", nickten die anderen vier.
---
Im Februar einigen sie sich dann darauf, dass sich die beiden Geraden in einem spitzen Winkel treffen, der an einen Bleistift erinnert, und das ist ja immerhin schon mal etwas.
"Die eine Gerade sinkt steil", sagte dann jeweils Frau Naht. "Je besser es uns geht, desto weniger Lehm liegt in unseren Händen, um Geschichten zu formen."
Herr Axt ergänzte dann jeweils: "Die andere Gerade steigt steil." Seine Nase sah müde aus. "Je schlechter es uns geht, desto weniger denken wir überhaupt an Kunst."
"Ja, ja, die Miete", nickten die anderen vier.
---
Im Februar einigen sie sich dann darauf, dass sich die beiden Geraden in einem spitzen Winkel treffen, der an einen Bleistift erinnert, und das ist ja immerhin schon mal etwas.
Geht doch
Jedesmal, wenn sich sanfte Bedenken melden oder sanfter Anschiss, denkt sich der Mann, er hätte besser gar nicht erst angefangen und dann fängt er immer seltener an und irgendwann melden sich sanfte Bedenken, dass das mit dem Aufhören von Anfängen wohl auch besser nie angefangen hätte. So findet er Mut, zu tun.
verben -
tun
Durchgeschnitten
Das Floss der Menschheit baumelte im Wind. Es war an vier dicken Seilen aufgehängt und es lagen einige ganz wichtige Gegenstände darauf:
Ein Büschel Petersilie.
Ein Spiegel.
Ein Büschel Petersilie.
Eine Militäruniform.
Und ein Buch.
Es war Vormittag und der Wind hatte sich fest zum Tagesziel genommen, die Seile zu durchtrennen, die Gegenstände für immer im Meer zu versenken. So durfte es nicht weitergehen. Immer kamen die Vögel und spiegelten sich in der Petersilie oder naschten von den Weisheiten auf den Schulterabzeichen der Kampfhülse. Immer kamen die Menschen, sprangen aus schnellen Flugzeugen, lasen ihre eigenen Augen, kleideten sich in trockene Tusche. Der Wind wollte seine Ruhe zurück.
Die Seile waren zum Glück nicht sehr dick, vielleicht ein oder zwei Windaumen. Das würde in wenigen Jahrhunderten stetigen Beatmens möglich sein.
Nach dreiundvierzig Jahren Ruhestörung und fortwährender Arbeit an den Seilen kam der Wind auf die Idee, sich genauer mit den Gegenständen auseinanderzusetzen. Wer hatte sie hier platziert? Wieso genau diese Dinge? Jemand musste ihnen Sinn zuschreiben, anders konnte er sich das nicht erklären. Die Wolken weinten leise, als er im Buch zu lesen begann, als er sein Gesicht zum ersten Mal im Spiegel erkannte, als er die Frische des Gartens auf seiner Druckgebiet-Zunge spürte und den Stolz des rasch pfeifenden Vaterlandes erfuhr. Das konnte doch kein Zufall sein! Unmöglich! Er weinte voluminöse Tropfen.
Der Wind beschloss, dass hier Sinn zu finden war, dass er sein Vorhaben aufgeben sollte.
Das Glück konnte der Wind noch einen Monat geniessen, dann faulte das Holz ob der Tränen durch. Übrig blieben nur die Seile.
Die Seile waren zum Glück nicht sehr dick, vielleicht ein oder zwei Windaumen. Das würde in wenigen Jahrhunderten stetigen Beatmens möglich sein.
Nach dreiundvierzig Jahren Ruhestörung und fortwährender Arbeit an den Seilen kam der Wind auf die Idee, sich genauer mit den Gegenständen auseinanderzusetzen. Wer hatte sie hier platziert? Wieso genau diese Dinge? Jemand musste ihnen Sinn zuschreiben, anders konnte er sich das nicht erklären. Die Wolken weinten leise, als er im Buch zu lesen begann, als er sein Gesicht zum ersten Mal im Spiegel erkannte, als er die Frische des Gartens auf seiner Druckgebiet-Zunge spürte und den Stolz des rasch pfeifenden Vaterlandes erfuhr. Das konnte doch kein Zufall sein! Unmöglich! Er weinte voluminöse Tropfen.
Der Wind beschloss, dass hier Sinn zu finden war, dass er sein Vorhaben aufgeben sollte.
Das Glück konnte der Wind noch einen Monat geniessen, dann faulte das Holz ob der Tränen durch. Übrig blieben nur die Seile.
verben -
Atem nicht anhalten,
wichtig sein
Zähle die Sekunden!
Wie immer im Frühling hingen schwarze Wolken über den dampfenden Ackerböden und die jungen Kaninchen bereiteten sich auf viele saure Monate Kälteschlaf vor. In dieser romantischen Atmosphäre wurde der erste Kruss geboren. Fortan kamen die ehemaligen Zwillinge Blitz und Donner nicht mehr ohne ihren neuen Bruder aus, nur noch zu dritt fand man sie in Schulbüchern und Gedichten: Blitz, Donner und Kruss.
War der Blitz hell und kurz, der Donner lang und tief, so war der Kruss scharf und zäh.
War der Blitz ein Stich in die Augen und der Donner ein Schlag auf die Ohren, so war der Kruss ein Ziehen an den Fingern.
Retrospektiv fügten die Mythologen einen neuen Gott in den griechischen Himmel.
Niemand bemerkte, dass der Kruss immer da und es die Sinne der Menschen gewesen waren, die einen Hechtsprung nach vorne gemacht hatten.
War der Blitz hell und kurz, der Donner lang und tief, so war der Kruss scharf und zäh.
War der Blitz ein Stich in die Augen und der Donner ein Schlag auf die Ohren, so war der Kruss ein Ziehen an den Fingern.
Retrospektiv fügten die Mythologen einen neuen Gott in den griechischen Himmel.
Niemand bemerkte, dass der Kruss immer da und es die Sinne der Menschen gewesen waren, die einen Hechtsprung nach vorne gemacht hatten.
Junge, Erwachsene
Meine Jacke mit dem
Bild meiner Band
ist völlig verwaschen.
Meine Jeans mit dem
Riss meines Unfalls
ist lange gespendet.
Meine Uhr mit der
Zeit meiner Geburt
ist stehengeblieben.
Bild meiner Band
ist völlig verwaschen.
Meine Jeans mit dem
Riss meines Unfalls
ist lange gespendet.
Meine Uhr mit der
Zeit meiner Geburt
ist stehengeblieben.
dreiste Flüge
Sein Tattoo war eingefleischt, fast schon eingeknocht. Er hatte es sich an seinem achtzehnten Geburtstag gegönnt, nicht besonders originell, ein Vogel, für Freiheit stehe dieser, das hatte er seiner damaligen Freundin gesagt.
Dann war es losgegangen: Jedes Jahr sank die Farbe tiefer, wurde ein intimerer Teil von ihm. Er nannte sich öffentlich "Vogel-Mann", kaufte sich einen und fütterte ihn mit frischem Gemüse.
Als er seiner Tochter zuliebe eine Entfernung der Tinte beauftragte, kam es ihm vor, als würde seine Identität durch eine hässliche Narbentität ersetzt. Die unregelmässige Stelle auf seiner Haut störte ihn jeden Tag. Sein ganzes Leben lang konnte er sich nicht mehr für ein anderes Motiv entscheiden.
Dann war es losgegangen: Jedes Jahr sank die Farbe tiefer, wurde ein intimerer Teil von ihm. Er nannte sich öffentlich "Vogel-Mann", kaufte sich einen und fütterte ihn mit frischem Gemüse.
Als er seiner Tochter zuliebe eine Entfernung der Tinte beauftragte, kam es ihm vor, als würde seine Identität durch eine hässliche Narbentität ersetzt. Die unregelmässige Stelle auf seiner Haut störte ihn jeden Tag. Sein ganzes Leben lang konnte er sich nicht mehr für ein anderes Motiv entscheiden.
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wählen
Sinneswandel
Der Morgen, an dem die
Farben starben,
wurde zwischen Toren geboren.
Ein Phänomen des leeren Blicks,
des Sehens ohne Kontraste. Haste,
oh mein Bruder, ruder
mit aller Kraft den Fall hinauf,
zeig der Zeit den Weg zurück,
in die farbigen Tage,
wohlbunten Wochen, Knochen
zerfallen in milchige
Flocken, stocken zum Brei der
verlorenen Ohren,
weil, und das glaubt man nicht,
man hört lichtlos Grün und Orange und Braun. Man hört.
Farben starben,
wurde zwischen Toren geboren.
Ein Phänomen des leeren Blicks,
des Sehens ohne Kontraste. Haste,
oh mein Bruder, ruder
mit aller Kraft den Fall hinauf,
zeig der Zeit den Weg zurück,
in die farbigen Tage,
wohlbunten Wochen, Knochen
zerfallen in milchige
Flocken, stocken zum Brei der
verlorenen Ohren,
weil, und das glaubt man nicht,
man hört lichtlos Grün und Orange und Braun. Man hört.
Wirte
Zwölf feste Männer aus Eisen betraten das Restaurant. Sie hatten Fäuste aus Eisen und Mägen aus Eisen und Herzen aus Eisen.
Sie schlugen die Tische und Stühle kaputt, mit wuchtigen Hieben, assen alle Kühltruhen leer und dann lachten sie nur, als der alte Wirt um Bezahlung bat. Als Trupp, Hände auf Schultern, verschoben die Zwölf in den Abend, es war noch nicht so spät.
Die Tochter des Wirtes kochte und vor Wut, so etwas liess man nun einmal nicht unbestraft, ihr entglitt aus lauter Zorn beinahe der Cayennepfeffer.
Die Nacht darauf, Eisen wieder im Lokal, fasste sie sich mit ihrer weichen Hand, zur Faust geballt, an den flauen Magen, dann ein Herz. Mit greller Fackel legte sie Kerzenblut an Baumgebein, dass es sich entgegen aller Schwerkraft in den Himmel frass und dreierlei mit bitterem Magensaft verdaute:
Die metallenen Männer, die Ungerechtigkeit und die einzige Einkommensquelle der kleinen Familie, der Vater fand leider keine Anstellung mehr und sie lebten in Armut bis zum lähmenden Winter.
Sie schlugen die Tische und Stühle kaputt, mit wuchtigen Hieben, assen alle Kühltruhen leer und dann lachten sie nur, als der alte Wirt um Bezahlung bat. Als Trupp, Hände auf Schultern, verschoben die Zwölf in den Abend, es war noch nicht so spät.
Die Tochter des Wirtes kochte und vor Wut, so etwas liess man nun einmal nicht unbestraft, ihr entglitt aus lauter Zorn beinahe der Cayennepfeffer.
Die Nacht darauf, Eisen wieder im Lokal, fasste sie sich mit ihrer weichen Hand, zur Faust geballt, an den flauen Magen, dann ein Herz. Mit greller Fackel legte sie Kerzenblut an Baumgebein, dass es sich entgegen aller Schwerkraft in den Himmel frass und dreierlei mit bitterem Magensaft verdaute:
Die metallenen Männer, die Ungerechtigkeit und die einzige Einkommensquelle der kleinen Familie, der Vater fand leider keine Anstellung mehr und sie lebten in Armut bis zum lähmenden Winter.
verben -
erschrecken,
essen,
weinen
Am Turm
Am Turm hatte sich nur wenige Monate nach der Eröffnung ein beachtliches Leben entwickelt. Menschen hatten Zelte und sogar Stände, einfach aus Holzbrettern gezimmert, aufgestellt, eine schützenswerte Wirtschaft begann sich zu entknospen. Zwei junge Frauen aus der unweiten Grossstadt bauten Wurzelgemüse an, jeden Abend sang die kleine Gemeinde am Fuss des Turms behagliche Volkslieder in Richtung Sternendecke.
Jäh veränderte sich das Schicksal der Menschen am Turm, als eine neue Theorie durch die Gemeinschaft geisterte. Man fühlt sich, jetzt, so im Nachhinein, an Luther oder Galilei erinnert. Woher die Theorie gekommen war, vermochte auch die gefrorene Wintererde nicht zu sagen. Wohl vom Geist der Unmut persönlich.
Die Theorie lautete so: Es ist dieses Bauwerk, das sie alle zusammenhält, nun gar kein Turm! Viel mehr ist es das letzte Überbleibsel der eigentlichen Erde, die vollständig ausgehoben wurde, rundherum alles abgetragen, nur das, was sie als Turm bezeichneten, in ihrer Verwirrtheit, stehen gelassen.
Einige verzweifelten, konnten nicht mit dieser Verdrehung umgehen, und zogen sich zurück, die nächste Postauto-Station war nicht fern. Von denen, die blieben, spalteten sich einige in die Gruppe der semantischen Relativisten ab: Die Theorie sei wohl wahr oder wohl gelogen, sagten diese Menschen, ein Turm bleibe jedoch ein Turm. Wahre Macht hatten diese aber nicht, die bärtigen Untergangsvorsitzenden ordneten ihre Ausschaffung an. Doch wem?
Wem?
Der Polizei? Nein, diesen Talnarren konnte man nicht trauen und irgendwelche cosplayenden Hügelnerds waren denen doch egal. Einer privaten Sicherheitsfirma? Dem Papst? Dem Fellbeisser vom Weizenfeld? Mir wohl eher nicht, ich bin ja nur ein Byte oder, falls du mich ausgedruckt hast, Holz und Tinte.
Jäh veränderte sich das Schicksal der Menschen am Turm, als eine neue Theorie durch die Gemeinschaft geisterte. Man fühlt sich, jetzt, so im Nachhinein, an Luther oder Galilei erinnert. Woher die Theorie gekommen war, vermochte auch die gefrorene Wintererde nicht zu sagen. Wohl vom Geist der Unmut persönlich.
Die Theorie lautete so: Es ist dieses Bauwerk, das sie alle zusammenhält, nun gar kein Turm! Viel mehr ist es das letzte Überbleibsel der eigentlichen Erde, die vollständig ausgehoben wurde, rundherum alles abgetragen, nur das, was sie als Turm bezeichneten, in ihrer Verwirrtheit, stehen gelassen.
Einige verzweifelten, konnten nicht mit dieser Verdrehung umgehen, und zogen sich zurück, die nächste Postauto-Station war nicht fern. Von denen, die blieben, spalteten sich einige in die Gruppe der semantischen Relativisten ab: Die Theorie sei wohl wahr oder wohl gelogen, sagten diese Menschen, ein Turm bleibe jedoch ein Turm. Wahre Macht hatten diese aber nicht, die bärtigen Untergangsvorsitzenden ordneten ihre Ausschaffung an. Doch wem?
Wem?
Der Polizei? Nein, diesen Talnarren konnte man nicht trauen und irgendwelche cosplayenden Hügelnerds waren denen doch egal. Einer privaten Sicherheitsfirma? Dem Papst? Dem Fellbeisser vom Weizenfeld? Mir wohl eher nicht, ich bin ja nur ein Byte oder, falls du mich ausgedruckt hast, Holz und Tinte.
Im Fitnessstudio
Das Überraschende am neuen Jahr
war,
dass keines der Gerüchte wahr
war,
dass nur ganz ganz wenigen klar
war,
obwohl schon Februar
war,
dass es sich eigentlich nur um das schlecht verkleidete alte Jahr handelte.
war,
dass keines der Gerüchte wahr
war,
dass nur ganz ganz wenigen klar
war,
obwohl schon Februar
war,
dass es sich eigentlich nur um das schlecht verkleidete alte Jahr handelte.
verben -
anstrengen,
verwechseln
Eine Vision, Utopie gar?
2032 war das Zeitalter der Fassade in vollem Gang und man hatte sich schon gut daran gewöhnt. Füllung und Inhalt wurden als Makel betrachtet, leere Pralinenschachteln verkauften sich teurer als gefüllte.
Der Starstürmer der spanischen Top-Liga begründete gar einen gefährlichen Trend, als er seine Organe entnahm und öffentlich verbrannte. Er wolle nur ein Aussen sein, hauchte er den Journis in die Mikrophone.
Gut war, dass die Kinder wieder mehr auf den Strassen spielten, weil sie draussen sein wollten.
Stark litten die Stadt Innsbruck und Lindt, letztere konnte nicht mehr mit einer besonders guten Füllung werben.
Viele profitierten, auch die Organhändler, die mit dem Starstürmer gemeinsame Sache machten, denn dessen Funkenschlag war - natürlich - nur Show gewesen.
Der Starstürmer der spanischen Top-Liga begründete gar einen gefährlichen Trend, als er seine Organe entnahm und öffentlich verbrannte. Er wolle nur ein Aussen sein, hauchte er den Journis in die Mikrophone.
Gut war, dass die Kinder wieder mehr auf den Strassen spielten, weil sie draussen sein wollten.
Stark litten die Stadt Innsbruck und Lindt, letztere konnte nicht mehr mit einer besonders guten Füllung werben.
Viele profitierten, auch die Organhändler, die mit dem Starstürmer gemeinsame Sache machten, denn dessen Funkenschlag war - natürlich - nur Show gewesen.
verben -
hämisch grinsen,
scheinen
unsichtbar leiden
Was der junge Mann auch versuchte, er schaffte es nicht, den Knoten in seiner Seele zu lösen, er konnte ihn ziemlich gut pudern, mit Fröhlichkeit zum Beispiel.
Immer mal wieder träumte er von einer entknoteten Seele, glatt wie ein Bergsee; genauso tief auch. "Und dann schrecke ich hoch am Morgen, der Traum nunmehr Echo, der Knoten noch enger."
Der Freund des jungen Mannes, ein Mensch, der die Realität sehr schätzte, konnte kaum helfen. "Du musst den Knoten lieben lernen", sagte er nur, das hatte er gelesen, im Internet.
Der junge Mann liess sich auf dem Rücken vom kühlen Flusswasser streicheln, er fand auch Frieden für einen Moment, wenn er einen Ahorn umarmte.
Er atmete ganz bewusst und fand seine innere Mitte.
Das alles half - die Träume kamen nie wieder.
Immer mal wieder träumte er von einer entknoteten Seele, glatt wie ein Bergsee; genauso tief auch. "Und dann schrecke ich hoch am Morgen, der Traum nunmehr Echo, der Knoten noch enger."
Der Freund des jungen Mannes, ein Mensch, der die Realität sehr schätzte, konnte kaum helfen. "Du musst den Knoten lieben lernen", sagte er nur, das hatte er gelesen, im Internet.
Der junge Mann liess sich auf dem Rücken vom kühlen Flusswasser streicheln, er fand auch Frieden für einen Moment, wenn er einen Ahorn umarmte.
Er atmete ganz bewusst und fand seine innere Mitte.
Das alles half - die Träume kamen nie wieder.
Das Verhalten einander gegenüber
"Gibt es überhaupt einen Grund, nicht freundlich zu sein?", fragte sich die Mozzarellakugel. Eine Win-Win-Win-Win-Lose-Situation, wobei das Lose sich auf den Verein der fröhlichen Sadismusfreunde bezieht, die natürlich auch Mitgliederbeiträge brauchen und da verstand sie etwas besser und empfing den kreischende Wunden fressenden Balsamico mit offenen Armen aus Kuhmilch.
Orden
erst als er
noch einmal
nur um zu kucken
zurückblätterte
bemerkte er
dass er wohl nicht
ganz bei der Sache
und unkonzentriert
gewesen war
oder die Seiten
zusammengeklebt waren
nun halt leer und
ein Makel durch
Abwesenheit.
Aufpassend nicht zu
fluchen
das wäre ja noch
warf er das Papier zu Feuer
und strich die Mönchskutte glatt.
noch einmal
nur um zu kucken
zurückblätterte
bemerkte er
dass er wohl nicht
ganz bei der Sache
und unkonzentriert
gewesen war
oder die Seiten
zusammengeklebt waren
nun halt leer und
ein Makel durch
Abwesenheit.
Aufpassend nicht zu
fluchen
das wäre ja noch
warf er das Papier zu Feuer
und strich die Mönchskutte glatt.
Ein verkannter Chirurg
Volksökonomie und Philosophie hatte er studiert, beide Fächer sehr gerne gemocht. Eines war ihm klar geworden:
Da die Hand des Marktes nicht verschwunden, sondern einfach unsichtbar ist, helfen Prothesen wenig bis nichts.