Am Turm hatte sich nur wenige Monate nach der Eröffnung ein beachtliches Leben entwickelt. Menschen hatten Zelte und sogar Stände, einfach aus Holzbrettern gezimmert, aufgestellt, eine schützenswerte Wirtschaft begann sich zu entknospen. Zwei junge Frauen aus der unweiten Grossstadt bauten Wurzelgemüse an, jeden Abend sang die kleine Gemeinde am Fuss des Turms behagliche Volkslieder in Richtung Sternendecke.
Jäh veränderte sich das Schicksal der Menschen am Turm, als eine neue Theorie durch die Gemeinschaft geisterte. Man fühlt sich, jetzt, so im Nachhinein, an Luther oder Galilei erinnert. Woher die Theorie gekommen war, vermochte auch die gefrorene Wintererde nicht zu sagen. Wohl vom Geist der Unmut persönlich.
Die Theorie lautete so: Es ist dieses Bauwerk, das sie alle zusammenhält, nun gar kein Turm! Viel mehr ist es das letzte Überbleibsel der eigentlichen Erde, die vollständig ausgehoben wurde, rundherum alles abgetragen, nur das, was sie als Turm bezeichneten, in ihrer Verwirrtheit, stehen gelassen.
Einige verzweifelten, konnten nicht mit dieser Verdrehung umgehen, und zogen sich zurück, die nächste Postauto-Station war nicht fern. Von denen, die blieben, spalteten sich einige in die Gruppe der semantischen Relativisten ab: Die Theorie sei wohl wahr oder wohl gelogen, sagten diese Menschen, ein Turm bleibe jedoch ein Turm. Wahre Macht hatten diese aber nicht, die bärtigen Untergangsvorsitzenden ordneten ihre Ausschaffung an. Doch wem?
Wem?
Der Polizei? Nein, diesen Talnarren konnte man nicht trauen und irgendwelche cosplayenden Hügelnerds waren denen doch egal. Einer privaten Sicherheitsfirma? Dem Papst? Dem Fellbeisser vom Weizenfeld? Mir wohl eher nicht, ich bin ja nur ein Byte oder, falls du mich ausgedruckt hast, Holz und Tinte.